Über mich...

Warum beginnt man eine aufopferungsvolle,stressige und zeitaufwendige Arbeit für ein Hilfsprojekt im fernen Afrika? Ist es die Langeweile des Alltags und der Wunsch nach Abwechslung oder Veränderung? Ist es einfach nur Abenteuerlust? Erkennt man irgendwann, dass es eben doch noch wichtigere Dinge gibt, als einen gemütlichen Fernsehabend auf der Couch? Kommt man irgendwann an einen Punkt, wo man etwas Bleibendes schaffen oder vielleicht sogar hinterlassen will? Oder braucht es nur ein Schlüsselerlebnis, um seinem Leben wieder eine andere Richtung zu geben? Vielleicht nur eines von dem, vielleicht von Allem ein wenig.

Seit fast 30 Jahren bin ich jetzt Lehrer. Ich hatte immer Spaß daran, Kinder zu unterrichten und zu erziehen, mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben und junge Menschen auf das Leben vorzubereiten. Den Erfolg meiner Arbeit zu sehen und die Dankbarkeit der Kinder zu spüren, war Lohn und Ansporn zugleich. Doch die Gesellschaft hat sich verändert und mit ihr die Arbeit als Lehrer. In ihrem Ansehen seit Jahren geschädigt, bis zum Burn-Out überlastet und in ihrer Arbeit nicht mehr gewürdigt fühlen sich viele Lehrer nicht mehr wohl und nicht mehr am rechten Platz. Wenn Anerkennung und Dankbarkeit ausbleiben, macht sich Gleichgültigkeit breit. Doch der Wunsch zu helfen bleibt.

Im Jahr 2006 besuchte ich zum ersten Mal Afrika. Ich bereiste Kenia - Baden, Safari, Baden - das Übliche eben. Doch wer einmal in Afrika war, muss immer wieder zurück - jeder sagt das und es stimmt tatsächlich! Im Jahr 2011 unternahm ich dann eine Rundreise durch Uganda und Rwanda. Doch diesmal lernte ich fernab von allem Safari-Trubel auch etwas über das Leben und die Kultur der Menschen. Die Menschen waren freundlich und dankbar auch für kleinste Gefälligkeiten. Die Armut die ich sah, berührte mich, aber ich verschwendete noch keinen Gedanken daran, dagegen etwas zu tun. Was könnte ich denn schon tun? Doch auf dieser Reise lernte ich ein österreichisches Ehepaar kennen, Helga und Franz Bauer, die mir inzwischen zu lieben Freunden geworden sind. Sie erzählten mir von einer Freundin, die in Uganda für die Hilfsorganisation "Vision For Africa" arbeitet, von Waisenkindern, die nachts im Bett weinen und von einem Swimmingpool, in dem die Kinder Schwimmunterricht bekommen von einem Bademeister, der selbst nicht schwimmen kann. Eigentlich mehr im Spaß bot ich meine Hilfe für den nächsten Sommer an, ohne zu ahnen, dass sich mein Leben von da an total verändern würde.

Im folgenden Jahr nun arbeitete ich tatsächlich 3 Wochen für "Vision For Africa" in Mukono/Uganda als Schwimmlehrer und Footballcoach für die Kinder der Grundschule und des Kindergartens in der Mission. Auch meine österreichische Freundin und Kollegin Helga war wieder mit dabei. Vormittags arbeiteten wir in der Mission, nachmittags noch zusätzlich in einer kleinen Grundschule im Dorf. Die Arbeit war hart, anstrengend und müßig, weil Afrika eben doch nicht Europa ist. Aber ich spürte seit langer Zeit wieder diese Dankbarkeit, die jede Arbeit leichter macht. So viele glückliche, kleine Kinderaugen hatte ich vorher noch nie gesehen - sie haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und es kam das, was vielleicht mein persönliches Schlüsselerlebnis war. Beim ersten Fußballturnier lernte ich einen kleinen ugandischen Jungen kennen, der mir bis heute besonders ans Herz gewachsen ist - Wasswa Frank Junior. War es, dass er den selben Namen hatte, dass er der kleinste seiner Mannschaft war oder dass er immer traurig schaute - ich weiß es nicht. Wir fühlten uns beide verbunden. Frank ist ein AIDS- Waisenkind und lebt so lang er denken kann in der Mission. Wenn er ein Geschenk bekam, bedankte er sich auf den Knien, jeden Keks teilte er mit seinen Freunden. Frank feierte seinen 10. Geburtstag zu der Zeit, als ich dort war. Ich organisierte eine Feier für ihn und einige seiner Freunde. Es war seine erste Feier überhaupt und er umarmte mich mit Tränen in den Augen. An diesem Tag beschloss ich, ein eigenes Hilfprojekt zu starten, um noch mehr Kindern, die so ein trauriges Leben haben, ein bisschen Freude zu bringen.

Im Dezember 2012 bin ich nach Uganda zurückgekehrt und habe ein Haus in Bunamwaya, in der Nähe von Kampala, angemietet. Zunächst wollte ich nur Freunde wiedersehen und über ein Hilfsprojekt nachdenken. Ein Nachbarsmädchen nahm mich dann eines Tages mit zu ihrer kleinen Schule, der Kampala View Parents Academy. Ich wurde so herzlich empfangen und die Not, die ich sah, war so groß, dass ich mich entschloss, diese Schule zu meinem Projekt zu machen. Schließlich gründete ich im Oktober 2013 eine eigene Schule: die Kampala View Private School. Viermal im Jahr fliege ich jetzt nach Uganda, um meine Ferien dort zu verbringen und um "meine" Kinder zu besuchen. Dann erzähle ich ihnen etwas über meine Heimat und die Welt, über das Leben der Kinder in anderen Ländern. Wir lesen zusammen, spielen Fußball oder unternehmen Ausflüge. Was eben die eigentliche Arbeit eines Lehrers so ist. Und ich bringe ihnen Spenden aus Deutschland, über die sie sich natürlich sehr freuen. Die Kinder warten schon ungeduldig, wenn sie wissen, dass "ihr Mr. Frank" heute wieder kommt und sie verabschieden sich mit: "Danke schön und komm bald wieder."

Ich kann die Welt nicht ändern und ich weiß, ich kann nicht allen helfen. Aber an diesem Ort und für einen begrenzten, hoffentlich noch langen Zeitraum kann ich einigen Kindern das Leben etwas schöner, leichter und glücklicher machen. Und das beabsichtige ich mit meinem Projekt zu tun.